Empathische Kooperation: Was hat Einfühlungsvermögen mit Kooperation zu tun?

Empathische Kooperation
Was hat Einfühlungsvermögen mit Kooperation zu tun?

Wussten Sie, dass das englische Wort „empathy“ eine 1912 entstandene Übersetzung des deutschen Wortes „Einfühlung“ ist? Der deutsche Philosoph und Psychologe Theodor Lipps hielt damals in London einen Vortrag über Einfühlung. Bei der Vorbereitung erkannte er, dass es im Englischen kein Wort für Einfühlen gibt. Deshalb prägte er das Wort „empathy“, in Anlehnung an das viel ältere Wort Sympathie.

Doch Empathie meint etwas ganz anderes als Sympathie. Sympathie entsteht mehr oder weniger instinktiv, Empathie ist ein viel bewussterer Vorgang. Erst durch die bewusste Zuwendung zu einem Anderen kann dessen wahres Wesen erfahrbar werden: Das Objekt (der oder die Andere) kann nur dann als Subjekt aufscheinen, wenn ich, auch nur für einen Augenblick, selbstlos werde.

Erst wenn ich vorübergehend meine eigene Perspektive aufgebe, erscheint die Welt des Anderen, wie er sie sieht.

Sympathie löst spontan Gefühle aus, Empathie dagegen benötigt eine gewisse Distanz zu den eigenen Gefühlen. Empathie sollte also nicht mit „Emphase“ (Leidenschaft) verwechselt werden: Was wir brauchen sind nicht emphatische Idealisten, sondern aufmerksame Zeitgenossen, die weder ihre eigenen Gefühle unterdrücken, noch Angst davor haben, von den Gefühlen der anderen überschwemmt zu werden.

Gefühle sind ein großer, wenn nicht der wichtigste Aspekt unserer Realität. Emotion ist kein Gegensatz zu Bewusstsein, denn erst die wiederholte Erfahrung von Gefühlen ermöglicht Bewusstsein. Durch Unterdrückung oder Verdrängung werden Wünsche und Gefühle unbeherrschbar.

Alles Große in der menschlichen Geschichte entstand, weil es mit Leidenschaft geschaffen wurde. Wohl war. Aber auch großes Leid hat seine Ursache in großer Leidenschaft. Nicht zu letzt, weil große Männer und Frauen sich nicht die Mühe machten, vorübergehend die Perspektive zu wechseln, die Wünsche der Anderen genauso ernst zu nehmen wie die eigenen.

Empathische Kooperation als dritte Stufe der Kooperation

Es gibt viele Arten von Kooperation. Man kann den Anderen einfach als ein Instrument sehen, um die eigenen Ziele zu erreichen. Oder man kann versuchen, den anderen zu manipulieren, um die eigenen Ziele zu erreichen. Oder man versucht, sich in die Intensionen des Anderen einzufühlen, also empathische Kooperation. Der Andere wird dann als Partner mit eigenen Interessen und Zielen wahrgenommen.
(Siehe das Buch von Erika Spieß: Formen der Kooperation . )

Eine Evolution der Zusammenarbeit geht über mehrere Stufen:

* Zwang (Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein.)
* Gewohnheit, Brauch (Das macht man so, es war schon immer so)
* Manipulation (Ich erzeuge die Illusion, dass es in deinem Interesse ist, mir zu helfen)
* Empathische Kooperation (Ich nehme Deine Interessen wahr und berücksichtige sie bei der Entwicklung meiner Ziele.)

Was bedeutet das für eine Kooperation von unabhängigen Firmen?

Die Zentrale eines Netzwerkes sollte nicht die eigenen Ziele ihren Systempartnern überstülpen, sondern die eigenen Ziele im Dialog mit den Systempartnern entwicklen. Konflkte zwischen den Interessen der Gemeinschaft und den Interessen der einzelnen Mitgliedern solten nüchtern erfasst und offen angesprochen werden, um tragfähige Kompromisse zu finden.

Je besser die Menschen in einem Netzwerk einander kennen, desto intelligenter können sie Ihre Interessen auf einander abstimmen.

Persönliche Beziehungen erhöhen die Bereitschaft zu helfen. Seminare und Feste fördern das Entstehen von Vertrautheit. Durch gemeinsame Erlebnisse wachsen persönliche Beziehungen und Neueinsteiger beginnen sich schnell in einem System wohl zu fühlen.

Anonymität schafft Misstrauen, besseres Kennen-lernen schafft Vertrauen. Je besser man sich kennt, desto besser kann man sich aufeinander verlassen.

Führung in einem Netzwerk von souveränen Individuen bedeutet: Konzentration auf die Harmonisierung der Ziele legen. Es werden nicht mehr Veränderungen der Handlungen (Zwang), oder der Wahrnehmungen (Manipulation), sondern der Diskrepanz zwischen unterschiedlichen Zielen (Empathie) angestrebt.

Sich selbst ertragen können als Voraussetzung für erfolgreiche Kooperation.